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Was Testspiele über den Saisonverlauf aussagen – oder eben nicht

Neue Saison, neues Glück. Die Sommerpause ist erfolgreich überstanden und am Samstag geht es endlich wieder los mit FCL und Fussball. Vieles wird so sein wie immer, einiges ein bisschen anders, ganz neu aber ist dieser Blog, mit dem wir euch in Zukunft die fussballfreie Zeit vor, nach und zwischen den Spielen ein bisschen verkürzen möchten.

Es ist alles noch ganz frisch hier und falls ihr Ideen, Wünsche oder Kritik habt, teilt sie uns bitte hier mit.

Nun aber zum Thema: Der Saisonstart gegen Sion steht vor der Tür. Für uns allerdings erstmals ein Grund, die vergangenen paar Wochen ein bisschen Revue zu passieren. Vorbereitungszeit ist Testspielzeit, und ein solches Testspiel hat der FCL letzten Montag gegen Biel zum ersten Mal seit Januar 2014 (1:2 gegen Nürnberg) und seit insgesamt 16 Spielen in Serie nicht gewonnen (0:1).

Gewisse Leute mögen das als gutes Omen deuten. Die These “Gute Testspiele – Schlechte Saison” (oder umgekehrt) ist eine klassische Fussballfloskel. Doch wie viel Wahrheit steckt darin?

Ich habe ein kleines statistisches Experiment gemacht und die Resultate der Vorbereitungsspiele der letzten 9 Saisons seit dem Aufstieg 2006 analysiert und mit den Leistungen im darauffolgenden Saisonhalbjahr verglichen.

Vorneweg: der FCL hat seit Juni 2006 150 Testspiele absolviert (inkl. Freundschaftspielen während der Saison, z.B. in den Natipausen). Daraus resultierten 96 Siege, 24 Unentschieden und 27 Niederlagen. Bei 3 Spielen war das Resultat nicht ausfindig zu machen, bzw. ist unklar, ob die Spiele überhaupt stattgefunden haben (März 2007 gegen Wohlen, April 2007 gegen Rothenburg, August 2007 gegen Brunnen). Wären Punkte für all diese Spiele verteilt worden, der FCL hätte davon pro Spiel im Schnitt 2.08 geholt. Damit wird man in der Liga normalerweise Meister.

Selbstverständlich ist die folgende Analyse statistisch ziemlich holprig, das Sample ist zu klein. Meist werden nur sehr wenige Testspiele pro Vorbereitungs-Halbjahr absolviert (ca. 3-6) und Einzelresultate haben deshalb einen grossen Einfluss auf die Gesamtaussage. Ausserdem ist die sportliche Aussagekraft der Resultate sehr niedrig, weil in gewissen Vorbereitungsphasen mehr gegen stärkere, ein andermal mehr gegen unterklassige Teams getestet wird oder weil die Mannschaften nicht mit der stärksten Besetzung antreten. Aber hier geht es auch nur darum, zu testen, ob die oben genannte Fussballweisheit gültig ist.

Folgende Grafik (klicken zum vergrössern) zeigt die durchschnittliche Punktezahl pro Spiel, die der FCL in den jeweiligen Vorbereitungsphasen (Spiele bis zum Saisonstart) erreicht hat:

Vorbereitung

Das Bild sagt so ziemlich das aus, was man erwarten würde: nicht viel. Gute und schlechte Vorbereitungen wechseln sich ab, immerhin ist der Trend (schwarze Linie) leicht positiv. Der FCL hat sich also in den letzten 9 Jahren ein bisschen verbessert.

Etwas interessanter ist das folgende Bild, das die durchschnittliche Punktezahl pro Spiel in jeder halben Saison angibt:

Halbsaison1

Auffallend sind vor allem zwei Dinge. Erstens ist die Trendlinie steiler, das heisst, der FCL hat sich punktemässig in den letzten 9 Saisons im Schnitt verbessert. Zweitens wurde letzte Saison unter Markus Babbel mit 1.89 Punkten pro Spiel die bisher erfolgreichste Halbrunde seit dem Wiederaufstieg gespielt.

Die zweitbeste gelang Rolf Fringer im Herbst 2010. Schlusslicht ist, kein Wunder, die Vorrunde 08/09, in der Sforza und Morinini entlassen wurden bevor Fringer übernahm. Die zweitschlechteste Halbrunde war die letzten Herbst.

Jetzt aber zur Kernfrage, wie sich die beiden Tabellen zueinander verhalten. Bedeutet eine schlechte Vorbereitung automatisch ein gutes Saison-Halbjahr? Hier die Tabelle:

Regression

Auf der waagrechten Achse sieht man die durchschnittliche Punktezahl pro Spiel in der Vorbereitung. Auf der Senkrechten dasselbe für die darauffolgende Halbjahressaison. Je näher die Punkte auf einer Linie liegen, desto mehr hängen Vorbereitung und Saison miteinander zusammen. Hier liegen die Punkte relativ weit voneinander entfernt. D.h., Erfolg oder Misserfolg in der Vorbereitung haben relativ wenig mit Erfolg oder Misserfolg in den nächsten 18 Spielen zu tun. Der Korrellationskoeffizient ist 0.3. Bei 1 wäre Erfolg in der Vorbereitung direkt verknüpft mit Erfolg in der Saison. Bei -1 wäre es umgekehrt: Misserfolg (oder Erfolg) in der Vorbereitung würde das Gegenteil in der Saison bedeuten. Bei Werten um 0 sind die beiden Variablen ziemlich zufällig und haben keinen Zusammenhang.

Zusammenfassend kann man also getrost behaupten, dass die Resultate des FCL in den Testspielen relativ wenig damit zu tun haben, wie erfolgreich die Saison werden wird. Die These “Gute Testspiele – schlechte Saison” kann man also verwerfen. Wenn überhaupt, haben gute Testspielresultate einen leicht positiven Einfluss auf die Meisterschaft.

Als kleine Ergänzung – und zum Widerlegen einer weiteren FCL-Fan-Weisheit – noch unsere 10 häufigsten Testspielgegner seit Sommer 2006. Schötz gehört nicht dazu.

  1. FC Wil (13 Spiele)
  2. SC Kriens (12)
  3. FC Wohlen (9)
  4. FC Winterthur (6)
  5. FC Lugano (5)
  6. FC Kickers, AC Bellinzona, Neuchatel Xamax, FC Schaffhausen, FC Thun (je 4)

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10 Kommentare

  1. Ringo says:

    Danke, die transparente Aufbereitung mit grossem Interesse gelesen und

  2. mungge13 says:

    Sehr schön!

  3. buschian says:

    top

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